Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Der Tod des Glöckners
Bild an der Außenwand der Neustifter Kirche
Ing. Hannes Trinkl

Ernst Rille besucht seine Heimat Neustift am Walde und erzählt seine Eindrücke über das Gemälde „Der Tod des Glöckners“.
Nach dem eintönigen Brummen des Jumbo Jets über die letzten 30 Stunden verlor ich keine Zeit mein geliebtes Neustift am Walde zu besuchen, trotz seltsamer Fahrscheinautomaten und Fehlen des 8er Wagens. Aber das Bild an der Außenseite der Kirche war weg, überpinselt. Wer hat das veranlasst ? Viele Male stand ich dort als Bub. Das Bild zeigte die Glöcknerstube mit Ausblick auf die Weinberge und den alten Glöckner in seinem Lehnstuhl, den der Tod an seinem letzten Vesperläuten hinderte. Der Tod, sein knochiges Gerippe in einer Mönchskutte, zog für ihn den Glockenstrang. Es hat viele Jahre bedurft, den „Freund“ im Tod zu erkennen. Schon als Kind war ich voller Trauer für den alten Glöckner. Der Tod tat das Vesperläuten für ihn, - er fühlte also eine Verantwortung für sein Tun. Der Tod verantwortungsvoll ? – Und gerade das ist so schwer zu verstehen, geschweige denn zu akzeptieren. Mag man aufgestapelte Leichenteile vor sich haben, einen verkohlten Arm, oder den Sarg eines nahestehenden Menschen in die Tiefe des Grabes sinken sehen, die Welle des Schmerzes schlagen hoch und drohen, einem zu ertränken. Den Tod als Freund ? – Oh` Herrgott, warum musste ich diesen scheußlichen Pfad gehen, der einen solchen Freund beschert. Traurig wandte ich mich ab von der weißgetünchten Kirchenwand, - ein weiteres Stück war wieder der Vergangenheit anheim gestellt. Langsam wanderte ich durch die Straßen, vorbei beim „Nohal“ den Scheidel-Stuben, vorbei beim „Schild“ und weiter in die verbauten Gegenden, die ich als Wiesen in Erinnerung hatte. Alle diese Leute, die so ahnungslos in diesen modernen Bauten leben wissen gar nicht, wie es früher war und es deucht` mir, als tanzten sie vorzeitig auf meinem Grab.
1927 berichtet die Pfarrchronik über die bevorstehende gründliche Restaurierung der schon äußerst schadhaften Kirchenaußenseite.
Im Zuge dieser Außenrenovierung wurde an der Seite zur Eyblergasse am ursprünglichen Rundbau der Kirche das Bild „Der Tod als Glöckner“ von einem Künstler namens Jedlitschka aufgemalt.

Der Vater von Frau Gerti Hessel, Herr Viktor Krikawa war zu dieser Zeit (1928/29) Obmann des katholischen Männervereins und suchte gemeinsam mit dem Pfarrer Christoph Binder das Motiv aus dem Schaffen des Künstlers Alfred Rethel aus.

Tod als Freund
Alfred Rethel hat diesen Gedanken anschaulich übersetzt.
Der alte Turmwärter ist in seinem Sessel „entschlafen“;
der Tod läutet noch einmal für ihn die Glocke.
Alfred Rethel, dt. Maler und Zeichner
*Diepenbenden bei Aachen 15.5.1816, †Düsseldorf 1.12.1859, neben Cornelius der bedeutendste Monumentalmaler der 1. Hälfte des 19. Jh., Schüler der Düsseldorfer Akademie unter Schadow (1829), seit 1837 weitergebildet am Städel-Inst. in Frankfurt unter Veit, 1844 und 1852 in Italien, sonst abwechselnd in Aachen, Dresden und Düsseldorf tätig. 1852 verfiel R. in Geisteskrankheit. Ausgangspunkt seines Stiles war die Malerei der Nazarener und der Düsseldorfer Malerschule, doch erhob er sich weit über sie und fand einen eigenen monumentalen und zugleich dt.-volkstümlichen Stil für sein Hauptwerk, die Aachener Rathausfresken. Auch für den Holzschnitt entwickelte er im Anschluss an die große Tradition Holbeins einen eigenen Stil. Hauptwerk als Maler: Fresken aus der Geschichte Karls d. Gr., Aachen, Rathaus (seit 1840 5 Kartons in Berlin, Nationalgalerie; von ihm selbst nur 4 von den 8 Bildern ausgeführt, 1847/1851). Hauptwerk als Zeichner für den Holzschnitt: Folge 'Auch ein Totentanz' (1849). Ferner 'Der Tod als Würger' (1847), 'Der Tod als Freund' (1851).



Quellen:
Ernst Rille, Gerti Hessel, Pfarrchronik,
Internet (http://www.gunnis.de/paradies/weg.htm)

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