Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Der Verein DENK*MAL präsentierte
im Mai 2010 die Ausstellung

„Als man noch auf der Schiefertafel schrieb“
111-jähriges Jubiläum der Volksschule Celtesgasse

Wer genug Geld hatte konnte bis zum Jahre 1728 seine Kinder freiwillig in die Schule nach Sievering schicken. Die Schulen waren noch den Pfarren angegliedert und Neustift am Walde und Salmannsdorf gehörten zu Sievering.
1728 nahm die Gemeinde Neustift am Walde einen eigenen Lehrer auf. Die Bezahlung erfolgte größtenteils in Naturalien.
Der erste Schulraum befand sich in einer gemieteten Hauerstube in Neustift am Walde 8 (heute Rathstraße 40).
Der Anlass, 1784 eine eigene Pfarre zu erhalten, war der beschwerliche Weg nach Sievering über den Agnespass, vor allem wegen der Schneemassen und der reißenden Wölfe.
1786 wurde ein Schulhaus in der Kirchengasse 36 (heute Eyblergasse 2) errichtet.
Als beschlossen wurde, den ganztägigen Unterricht einzuführen, wurde das Schulhaus zu klein. Es wurde ein zweites Schulzimmer und eine zweite Lehrerwohnung angebaut. Noch bevor der Anbau fertig war wurde im Juni 1861 ein zweiter Lehrer eingestellt. Bis zur Fertigstellung des Anbaues wurde die 2. Klasse im neu erbauten Armenhaus untergebracht.
Im Mai 1872 übernahm die erste Lehrerin eine Klasse.
Das Ersuchen an die Gemeinde Wien einen Schulneubau zu planen, führte nur zu einer Adaptierung des bestehenden Gebäudes in den Jahren 1888 – 1890.
Im Jahre 1899 war es endlich soweit. Das neue Schulhaus in der Celtesgasse wurde am 15. September eröffnet. Es war einstöckig und hatte drei Klassenräume, eine Kanzlei, eine Schulwartwohnung und einen Turnsaal. Es gab 122 Schüler.
Eine Hortstation wurde am 1. April 1908 errichtet. Für Knaben aus Pötzleinsdorf, Neustift und Salmannsdorf stand das Lehrzimmer der zweiten Klasse und der Turnsaal zur Verfügung.
Die Schule wird vergrößert. Die Schülerzahl stieg stetig an. Die drei Klassen waren überfüllt und eine vierte musste eröffnet werden.
So kam es 1909/10 zu dem schon bei der Planung beabsichtigten Aufbau eines Stockwerkes. Es entstanden dadurch zwei Lehrzimmer, ein Konferenzzimmer und eine Schulleiterwohnung.
Während des ersten Weltkrieges kam es in den Schulen immer wieder zu Sammlungen von Textilien und Kleidern für die Soldaten. Auch sollten die Kinder Geld für die 3. Kriegsanleihe, die in den Schulen aufgelegt wurde, mitbringen.
In dieser schwierigen Zeit gab es immer wieder Private, die arme Schulkinder mit Nahrung versorgten.
Im März 1917 wurden neue Sparmaßnahmen verordnet. Die Klassen sollten nicht mehr künstlich beleuchtet werden und mangels Heizmaterial entfiel der Turnunterricht bis Mitte April.
Den ersten Schulskikurs gab es im Jänner 1923. Acht Mädchen und vier Knaben nahmen teil.
Ab Jänner 1929 erhielt jedes Schulkind für vierzehn Groschen ein Viertel Liter Milch. Von 85 Kindern tranken 76 Kinder Milch.
Dieser Winter war furchtbar streng. Die Schulen wurden vom 11. bis 19. Februar gesperrt. Am 15. Februar erreichte das Thermometer in Salmannsdorf -30 Grad.
Eine Klasse wurde zum Wärmen der Schüler offen gehalten.
Die Milchaktion im Jahr 1932 war ein voller Erfolg. Sechsundsechzig Prozent aller Kinder tranken Milch. Doch ein Jahr später musste die Aktion trotz großem Zuspruch wegen wiederholten Milchmangels wieder eingestellt werden. Die Zeiten werden immer schlechter.
Ab März 1938 wurde der jüdische Religionsunterricht vorläufig eingestellt. Jüdischen Schulärzten wurde untersagt, Dienst zu machen.
Im Schuljahr 1940/41 trat ein Mangel an männlichen Lehrkräften ein. Pensionisten wurden wieder in den Schuldienst aufgenommen.
In manchen Schulen fand ab November 1944 kein Unterricht mehr statt.
Der Unterricht beginnt wieder am 22. Mai 1945. Es gab weder Wasser noch Licht. Alle Lehrkräfte, die als Parteimitglieder oder Anwärter bei der NSDAP eingeschrieben waren, wurden beurlaubt.
Die Schülerzahl war mit 27 Buben und 37 Mädchen in den vierten Klassen anfangs noch niedrig. Die Verpflegungslage war schlecht. Im Juni konnte sie für die Schüler durch eine Spende des Obst- und Weinbauvereines von neun Kilo Kirschen und ca. sechs Kilo Ribisel etwas gebessert werden.
Gegen Ende des Schuljahres wurden an den Fenstern zwölf Scheiben eingeglast.
Im September 1945 begann die Schülerausspeisung, an der alle Kinder und auch die Lehrer teilnahmen. Ausspeisungsstelle war das Weinhaus Wilfinger. Preis je Kind und Woche 1,50 Reichsmark. Der Schilling wurde am 30. November 1945 eingeführt.
Die Schließung der Schule droht im Frühjahr 1979. Durch den Geburtenrückgang waren nur mehr zwölf Kinder eingeschrieben – zu wenig für die Eröffnung einer ersten Klasse. Nur unter großen Bemühungen gab es zu Schulbeginn doch noch eine erste Klasse.
Die kleinste Schule Wiens. Die pädagogische Grundannahme, neunzig Prozent des Lernens ist Beziehung, steht in der Volksschule Celtesgasse im Mittelpunkt. Die aus nur vier Klassen bestehende Schulgemeinschaft setzt daher auf klassenübergreifendes Arbeiten unter Einbeziehung der näheren Umgebung.
Ab September 2005 wird die Schule als Expositur der Volksschule Krottenbachstraße geführt.

Ausführliche Information über die gesamte Ausstellung bringt der Ausstellungskatalog, den es noch zu erwerben gibt.

 

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