Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Familie Strauß in Salmannsdorf
Ing. Hannes Trinkl

„Hier hat ein großer Musikant,
Der Meister Strauß ist er genannt,
Den ersten Walzer komponiert
Und dadurch dieses Haus geziert.“
Steht auf einer Gedenktafel am Straußhäuschen in der Dreimarksteingasse 13.
Professor Fritz Lange schildert in einem Aufsatz im Währinger Heimatbuch das Leben der Familie Strauß im kleinen Häuschen in der Dreimarksteingasse.
Hier hat die Gattin des Walzerkönigs Johann Strauß Vater, Frau Anna Strauß, geb. Streim, Mutter der berühmten Komponisten und Kapellmeister Johann, Josef und Eduard Strauß in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sommeraufenthalt genommen.
Steil schlängelt sich die Dreimarksteingasse den Bergrücken hinan. Die altersgrauen Häuschen mit ihren schmucken Gärten, oft nur von einem wackeligen Gatterzaun umfriedet, blicken so frohgemut in die Welt und grämen sich nicht über die Vornehmheit der neu entstandenen Villen, die ihre Erbauer so stilvoll in die Zeile hinein komponierten. Alles scheint hier noch so, wie es einstens war, als das weltfremde Hauerdörfel nur in den Freuden und Leiden seines harten Berufes aufging und den Pulsschlag der nahen, sich machtvoll entwickelnden, Großstadt noch nicht fühlte.
Strauß Vater, der Walzerkönig des alten Wien, genoss hier in den Jahren 1829 bis 1832 mit seiner Familie die Freuden des Sommers. Als vielbegehrter und gefeierter Kapellmeister konnte er sich diesen Luxus schon erlauben, zumal das Häuschen damals einem Verwandten seiner Gemahlin gehörte. Das geplagte Oberhaupt der Familie erschien nur zuweilen in Salmannsdorf, denn die Wiener gönnten auch im Sommer ihrem Liebling keine Ruhe.
Aber die Mutter und ihre Kinder erquickten sich hier und die bescheidene, allen irdischen Vergnügungen aus dem Weg gehende Gemahlin des Walzerkönigs vergoss immer Tränen, wenn der Herbst ins Land zog und sie und ihre Kleinen der Salmannsdorfer Herrlichkeit entsagen mussten.
Straußglocke in der Sebastian-Kapelle Das kleine Häuschen besaß nur zwei Wohnräume: Ein größeres niedriges Gassenzimmer und eine schmale Kammer, durch deren Fenster man in den Garten blickte. Dazwischen lag die kleine Küche. Das niedliche Spinett, ein Schmuck des Gassenzimmers, erregte schon früh das stärkste Interesse des Erstgeborenen. Da saß der kleine Schani oft stundenlang vor dem Instrument, wühlte nach kindlicher Art in den Tasten und versuchte Weisen, die ihm im Ohr lagen, festzuhalten. Und als ihm, dem sechsjährigen Hosenmatz, ein eigener Walzer gelang, lief er freudig zur Mutter, die das zweiteilige Stückchen aufzeichnen musste. Die Gute hielt die wenigen Notenzeilen in stetem Angedenken, und nach mehr als fünfzig Jahren erschien der erste Walzer, den der kleine Schani in Salmannsdorf schrieb, unter dem Titel „Erster Gedanke“ als Kuriosum im Drucke. Der spätere Besitzer des Hauses, Hofrat Müller erzählte mir, daß der kleine Strauß noch einen mehrgliedrigen, äußerst melodiösen Walzer in dem kleinen Häuschen komponierte, der den Titel „Die Salmannsdorfer“ führte. Ein musikalischer Dorfgenosse interessierte sich für das Stück und vergaß, es zurückzustellen. Es ist leider verschollen.
Daß Vater Strauß innige Beziehungen zu Salmannsdorf und seinen biederen Bewohnern unterhielt, beweist die Tatsache, dass er eine Glocke für die kleine Kapelle vor dem Herrenhaus spendete, die die Dorfgenossen jeden Samstag Abend zu einer Betstunde lud.
Zur 100. Wiederkehr des Geburtsdatums von Johann Strauß Vater fand im Straußhäuschen eine intime Feier mit dem Kammerquartett Tautenhayn und der Staatsopernsängerin Marie Gerhart statt, die überaus großen Anklang fand. In der Stube spielte das Quartett den Meisterwalzer „Wiener Blut“, worauf Frau Dr. Stromer ein gemütstiefes Gedicht „Am Dreimarkstein Nr. 13“ aus der Feder des Altmeisters Moriz Schadek, der viele Jahre seines Lebens in dem idyllischen Häuschen verbrachte, vortrug. Als dann im Garten Marie Gerhart in ihrer unvergleichlichen Art die „Frühlingsstimmen“ von Johann Strauß sang und die Vögel mitjubilierten, wollte der Beifall kein Ende finden. Erst als die Nacht ihren düsteren Mantel über das liebliche Salmannsdorf breitete, trennten sich die Gäste, darunter viele Persönlichkeiten des musikalischen Wien sowie auch die Witwe des Meisters Frau Johann Strauß, von der denkwürdigen Stätte.
Frau Dr. Stromer hat die Sebastian-Kapelle jedes Jahr zu Fronleichnam festlich geschmückt, worauf unzählige kleine Rosensträußchen gebunden waren und jeder konnte sich nach der kirchlichen Feier ein geweihtes Sträußchen mit nach Hause nehmen.
Wohnzimmer der Familie Johann Strauß kircheStraußhäuschen Quellen:
Währinger Heimatkunde 1923, Bezirksmuseum, Trude Pölzl, Hannes Trinkl

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